Nachruf für einen Freund

Tamás Hazslinszky verstorben

Tamás Hazslinszky

 

Geboren: 14. August 1934

Gestorben: 28. März 2024

Erinnerungen an einen guten Menschen, Höhlenforscher, Wissenschaftler, Publizist und Freund

 

Obwohl er in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden wäre ging Tamás immer noch auf Höhlentouren. Als er schon über 80 war sagte er mir, dass er aber keine Schachthöhlen mehr befährt. Natürlich war er nicht mehr so sportlich wie früher, aber rüstig und vital bis zuletzt. Daher hätte niemand gedacht, dass er nun so plötzlich von uns gehen würde.

Ich habe ihn 1983 in Ungarn an der Alba-Regia kennengelernt, wo er als Chef des ungarischen Höhlenforscherverbandes die Forschungsgruppe im Bakony-Gebirge besuchte und Mona und ich mit ihm zusammen die „Alba Regia“ befuhren. Ich war viel zu naiv und unerfahren, um hinreichend Ehrfurcht vor der Person oder dem Amt zu haben, und er hätte das auch nicht gewollt. Nach der zweiten Engstelle haben wir uns schon blendend verstanden und ich als Höhlen-Neuling war sein Student, denn er konnte uns wunderbar die Geologie und Karsterscheinungen erklären, zumal in perfektem Deutsch. Wir trafen uns in den kommenden Jahren öfters, aber nach 1990 orientierten wir Dresdner uns mehr auf die erhofften Fahrten nach Westeuropa. Lediglich zur Alba Regia bin ich noch gelegentlich gefahren. Dann traf ich Tamás wieder bei Christel und Reinhard Völker an der Heimkehle und wir erneuerten die Freundschaft mit gegenseitigen Besuchen und Höhlentouren. Das Gute war nun, dass er sich als Rentner ausreichend Zeit für die Gäste nehmen konnte und durch seine Bekanntheit und Beliebtheit ihm und damit auch uns alle Höhlen offenstanden. Dadurch lernte ich auch die Frau an seiner Seite Nóra Fleck besser kennen. Dass beide, obwohl schon lange ein Paar, erst vor wenigen Jahren geheiratet haben hat seinen Hintergrund in konservativen Traditionen.

Der 1964 diplomierte Gartenbauingenieur war lange Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter des ungarischen Forschungsinstituts für Wasserwirtschaft tätig, bis 1976 Chefingenieur des Nationalen Wasseramtes und bis 1981 Abteilungsleiter am Institut für Stadtplanung Budapest. Bis 1986 leitete er die Abteilung Höhlenforschung am Umweltschutzinstitut. Seine berufliche Laufbahn beendete er mit seiner Pensionierung 1994 als Berater des Umweltministeriums.

In der ungarischen Gesellschaft für Karst- und Höhlenforschung MKBT hatte er wechselnde Verantwortungsbereiche. So war er schon 1963-1965 Leiter des Karst-Botanischen Komitees, von 1974-1978 Sekretär und von 1978-1986 der Generalsekretär des Verbandes. Ab 2016 war er Ehrenpräsident des Verbandes und blieb es bis zu seinem Tod.

Er war Herausgeber vieler Karst-Studien und Publikationen und Chefredakteur von „Karszt és Barlang“ ab 2003. Die höchste Auszeichnung des ungarischen Höhlenverbandes, die Ottó-Herman-Medaille (mit dem Benno-Wolf-Preis des VdHK vergleichbar) erhielt er 1979. Neben vielen Höhlen- und Reisebeschreibungen erlangte er bei uns Bekanntheit durch sein 1987er Werk „Barlangtúrák 8 országban“ („Höhlentouren in 8 Ländern“, zusammen mit György Dénes und Nora Fleck). Durch seine Publikationen, aber mehr noch durch seine vielen Fahrten war er in ganz Osteuropa und auch in Österreich bekannt. Erst vor wenigen Wochen, am 21. Februar 2024 wurde im Empfangsgebäude der Szemlőhegy-Höhle, dem Hauptsitz des ungarischen Höhlenverbandes, seine letzte Publikation „Poetica speleologica“ (Tamás Hazslinszky und Nóra Fleck) vorgestellt. Das Werk beinhaltet eine umfangreiche Sammlung von Gedichten, Begriffen und Texten mit Bezug zur Höhlenforschung. Viele andere Projekte und Ideen kann er nun nicht mehr verwirklichen.

Wir werden Tamás in guter Erinnerung und in unseren Herzen behalten und sind in Gedanken bei seiner Frau Nóra.

Hartmut Simmert

Tamás Hazslinsky

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